Manchmal ist es gar nicht so einfach zu erkennen, ob ein Pferd ausreichend ausgelastet ist. Doch ein unterfordertes Pferd kann schnell unzufrieden, gelangweilt oder sogar verhaltensauffällig werden. In diesem Artikel beleuchten wir zehn typische Anzeichen dafür, dass Ihr Pferd mehr geistige oder körperliche Beschäftigung benötigt, und geben Ihnen Tipps, wie Sie es fördern können, um eine harmonische Mensch-Pferd-Beziehung zu erhalten.
Inhalt
Toggle1. Zunahme von Unarten
Ein deutliches Zeichen für Unterforderung sind plötzlich auftretende Unarten. Dazu zählen beispielsweise das Kauen an Zäunen, das Herumspielen mit Wassertrögen oder andere „Unfugaktionen“. Diese Verhaltensweisen entstehen oft, wenn das Pferd sich selbst Beschäftigung suchen muss.
Was tun? Bieten Sie abwechslungsreiches Training und interessante Aufgaben an. Gymnastizierende Übungen, kleine Sprungreihen oder neue Bodenarbeitslektionen sorgen dafür, dass Ihr Pferd geistig gefordert bleibt.

2. Ständiges Wiehern oder Rufen
Wenn ein Pferd häufiger als sonst wiehert oder unruhig nach anderen Pferden ruft, kann dies ein Hinweis auf Langeweile sein. Es sucht nach sozialer Interaktion und Bewegung, die in seinem Alltag möglicherweise zu kurz kommen.
Was tun? Sorgen Sie für mehr soziale Kontakte, beispielsweise durch regelmäßigen Weidegang in der Gruppe. Zusätzlich können Sie Ihre gemeinsamen Aktivitäten variieren, um den Tag spannender zu gestalten.
3. Erhöhte Nervosität
Unterforderung zeigt sich auch in einer erhöhten Nervosität. Ein Pferd, das zu wenig beschäftigt ist, reagiert oft schreckhafter oder scheint grundlos angespannt. Diese Unruhe kann auf fehlende körperliche und geistige Auslastung hinweisen.
Was tun? Integrieren Sie längere Ausritte, Geländearbeit oder entspannende Übungen wie Handarbeit in den Trainingsplan. Eine regelmäßige, aber abwechslungsreiche Routine hilft, das Pferd zu entspannen und auszulasten.
4. Fressverhalten ändert sich
Ein unterfordertes Pferd kann anfangen, übermäßig viel zu fressen oder ständig nach Futter zu suchen. Dieses Verhalten dient oft als Ersatzbeschäftigung, wenn es keine anderen Reize oder Aufgaben gibt.
Was tun? Geben Sie Ihrem Pferd die Möglichkeit, seine Energie in körperliche Aktivitäten zu stecken. Längere Schrittphasen, Trab- und Galoppintervalle sowie Cavaletti-Arbeit sind gute Ansätze. Ergänzend können Sie Beschäftigungsfutter, wie Futterbälle, anbieten.

5. Vermehrtes Gähnen oder Scharren
Pferde, die sich langweilen, zeigen manchmal vermehrt Gähnen oder scharren ungeduldig. Diese Verhaltensweisen sind oft Ausdruck von Frust, weil das Pferd nicht ausreichend gefordert wird.
Was tun? Führen Sie mehr Bodenarbeitsübungen ein oder probieren Sie neue Lektionen aus, wie Seitengänge oder Zirkuslektionen. Auch einfache Geschicklichkeitsparcours können Ihrem Pferd mehr geistige Anreize bieten.
6. Lustlosigkeit bei der Arbeit
Ein weiteres Anzeichen für Unterforderung ist mangelnde Motivation beim Training. Wenn Ihr Pferd scheinbar unwillig oder unbeteiligt wirkt, könnte dies darauf hindeuten, dass die Arbeit nicht spannend oder fordernd genug ist.
Was tun? Variieren Sie die Übungen, setzen Sie neue Reize und belohnen Sie gutes Verhalten. Positive Verstärkung durch Leckerlis, Streicheleinheiten oder eine kurze Pause kann das Training interessanter und lohnender machen.
7. Häufiges Stehenbleiben
Ein Pferd, das immer wieder stehen bleibt oder sich der Arbeit verweigert, zeigt oft, dass es entweder nicht ausreichend motiviert ist oder ihm die Abwechslung fehlt.
Was tun? Wechseln Sie öfter zwischen verschiedenen Gangarten, Aufgaben und Orten. Statt immer auf dem Reitplatz zu arbeiten, können Sie auch ins Gelände gehen oder mit Bodenarbeit für mehr Abwechslung sorgen.
8. Desinteresse an der Umgebung
Unterforderte Pferde zeigen oft wenig Interesse an ihrer Umgebung. Wenn sie auf der Weide apathisch wirken oder sich nicht für neue Gegenstände oder andere Pferde interessieren, könnte das auf Langeweile und fehlende geistige Stimulation hinweisen.
Was tun? Integrieren Sie Übungen, die die Neugier wecken: Leckerli-Suchen, das Überwinden von kleinen Hindernissen oder die Erkundung unbekannter Umgebungen sind gute Möglichkeiten, das Interesse Ihres Pferdes zu fördern.
9. Erhöhte Anfälligkeit für Stress
Unterforderung kann auch dazu führen, dass Pferde bei kleinsten Veränderungen gestresst reagieren. Ein Mangel an Beschäftigung kann ihre Toleranzschwelle senken und sie nervöser machen.
Was tun? Regelmäßige, abwechslungsreiche Trainingseinheiten helfen, das Pferd belastbarer zu machen. Übungen, die Vertrauen aufbauen, wie Gelassenheitstraining oder Desensibilisierung, können zusätzlich dazu beitragen, den Stresslevel zu senken.

10. Mangelnde Muskulatur
Ein weniger offensichtliches, aber dennoch wichtiges Anzeichen ist eine fehlende oder ungleichmäßige Muskulatur. Unterfordert ein Pferd körperlich, baut es keine ausreichende Muskulatur auf, die es für eine gesunde Haltung und Bewegung benötigt.
Was tun? Planen Sie gezielte Gymnastizierungseinheiten, die die Rückenmuskulatur, die Hinterhand und die Tragkraft fördern. Dies können Seitengänge, Übergänge zwischen verschiedenen Gangarten oder Cavaletti-Training sein.
Fazit: Abwechslung und Förderung sind der Schlüssel
Unterforderung beim Pferd kann sich auf vielfältige Weise zeigen – von Verhaltensänderungen bis hin zu körperlichen Auffälligkeiten. Die gute Nachricht: Mit etwas Aufmerksamkeit und gezielten Maßnahmen können Sie Ihrem Pferd die nötige Förderung bieten, um es sowohl körperlich als auch geistig auszulasten.
Wichtig ist, dass Sie regelmäßig neue Impulse setzen, sei es durch abwechslungsreiches Training, neue Aufgaben oder andere Reize im Alltag. Ein gut gefördertes Pferd ist zufriedener, gesünder und bereit, eine starke Bindung zu seinem Menschen aufzubauen. Achten Sie daher auf die Anzeichen von Unterforderung und reagieren Sie frühzeitig, um die Lebensqualität Ihres Pferdes nachhaltig zu verbessern.